Fährbrück – Bürger enttäuscht über Informationsdefizit

von Ronny Grünewald

Am Donnerstag, dem 22. Juni 2023, lud Frank Sendner, welcher den Hubertushof in Fährbrück führt, zur ersten Informationsveranstaltung der „Bürgerinitiative 23″ zur „Nachnutzung des Klosters Fährbrück“ ein. Die Versammlung wurde federführend vom Schatzmeister des Hubertusvereins Norbert Wendel geleitet und moderiert.

Hintergrundinformationen zur Vorgeschichte können Sie den Artikeln 1. Offener Brief – Mögliches Flüchtlingsheim im Kloster Fährbrück und Bürgerinformation – Landrat Thomas Ebert (CSU) verweigert Auskunft entnehmen.

Gut 100 Teilnehmer haben sich versammelt, um sich über die Geschehnisse der letzten Wochen auszutauschen, die Problemfelder zu erörtern und erste Lösungsmöglichkeiten zu erarbeiten.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit dem Aufzeigen der Notwendigkeit solcher Veranstaltungen aufgrund des Vergleichs zum Nachbarort Unterpleichfeld, in welchem bereits seit April 2023 eine Notunterkunft für Geflüchtete – ohne Einbeziehung der Bürger und teils Gemeinderäte – eingerichtet wurde. Die Dorf-Zeitung schreibt dazu in ihrer Ausgabe 08-2023

…Für Diskussionen im Unterpleichfelder Gemeinderat hat die kurzfristige [Anm.: 3 Tage] Ankündigung des Würzburger Landratsamts gesorgt… Weil im Hof Container aufgestellt worden sind, wurde von Dorfbewohnern bereits bemerkt, dass sich im früheren Geschäftshaus ‚etwas tut’… Gemeinderat Robert Wild berichtete von ‚Ängsten in der Bevölkerung‘, die an ihn herangetragen wurden… Auch Gemeinderat Heiko Schneider erwartet ‚mehr Informationen vom Landkreis’… Deutlich wurde, dass es den Mitgliedern des Gemeinderats vor allem ein Anliegen ist, dass sie gut aufgeklärt und mitgenommen werden. ‚Wir müssen die Öffentlichkeit mit Infos versorgen‘.

Dorf-Zeitung, Ausgabe 08-2023

Mit dieser Vorgeschichte war die Enttäuschung der Teilnehmer über die mangelnde Teilnahme der politisch Verantwortlichen (Landrat, Bürgermeister umliegender Ortschaften) deutlich spürbar. Eine persönliche Einladung gab es nach Auskunft der Veranstalter allerdings auch nicht. Zumindest war mindestens ein Gemeinderatsmitglied aus Hausen anwesend.

Norbert Wendel und die Teilnehmer erhoffen sich v.a. zu folgenden Punkten konkrete Antworten von der Politik und sind auch bereit, bei der Lösungsfindung aktiv mitzuwirken:

  • Wie sieht das Gesamtkonzept zur Integration der Geflüchteten aus?
  • Wie wird der mangelnden Infrastruktur begegnet? (z.b. kein Arzt, keine Kita, keine Busanbindung, keine Einkaufsmöglichkeit)?
  • Wie sollen Geflüchtete eine Chance auf Integration haben, wenn diese isoliert werden?
  • Welche anderen Nutzungsmöglichkeiten werden ernsthaft evaluiert? (z.b. Seniorenheim)
  • Warum werden Informationen seitens der Politik vorenthalten?

Die anwesenden Lokalmedien, u.a. die Mainpost, wurden explizit gebeten neutral (ohne haltloses Rechtsframing) zu berichten, bei der Politik Antworten einzuholen und ihrer Rolle als vierte Gewalt, gerecht zu werden.

Zusammenfassend kann man sagen: ‚Wir wissen, dass wir nichts wissen‘, zumindest nichts Offizielles und zumindest nicht die „einfachen Bürger“.

Die Unzufriedenheit mit der aktuellen Politik und der Ruf nach Basisdemokratie kommt also langsam auch bei den Kommunen an. Auf Bundesebene ist dies bereits der Fall, wie die Forschungsgruppe Wahlen in ihrem Politbarometer festgestellt hat.

Quellen und Anhänge