Raus aus der Höhle – rauf auf die Basis!

Ein Gastbeitrag von Frank Schneider

Man soll ja – so sagt man – bis ins hohe Alter, wenn möglich immer wieder Dinge zum ersten Mal tun.

Und um so größer war meine Freude, als ich zum ersten Mal der Gründung eines Kreisverbands
beiwohnen durfte. Eine Partei erblickte da das lokale Licht des öffentlichen Lebens, und zwar die
Basis, Sektion Würzburg mit Landkreis.

Gründungen gibt es bekanntlich viele im Leben: Ich durfte schon Zeuge von Eheschließungen sein.
War dabei, wenn Firmen aus der Taufe gehoben wurden und auch bei so manchem Verein glänzte
ich mit meiner Anwesenheit, „als es losging“.

„Etwas zum ersten Mal tun“ soll der Seele besonders dann guttun, wenn dies mit möglichst
kindlicher Unvoreingenommenheit geschieht. Also bemühte ich mich im Vorfeld, möglichst wenig
über die Basis zu recherchieren. Doch circa eine Stunde vor dem Termin konnte ich nicht anders und
fragte Tante Suchmaschine dann doch zumindest mal nach der Wortbedeutung von Basis und war
baff: Denn lateinisch basis kommt vom griechisch básis und dieses wiederum vom Tunwort baínein,
welches gehen bzw. treten bedeutet. Basis ist also eigentlich ein „Gegenstand, auf den jemand treten kann“.

Wow! Dachte ich mir, denn jeder, der die öffentliche Vernichtung des eigentlich harmlosen Begriffs
„Querdenker“ im Jahre 2020 miterlebt hat, weiß, dass diese Basis-Bewegung schon aus vollem Rohr
mit Dreck beworfen wurde, bevor sie sich überhaupt flächendeckend gründen konnte. Derlei
Gedanken im Hinterkopf suchte ich und fand schließlich auch das beeindruckende Hochhaus, in dem die Gründungsveranstaltung stattfinden sollte.

Im Konferenzsaal wurde mir ein Platz in den letzten beiden Reihen zugewiesen – fast wie früher in
der Schule, dachte ich mir und verbrachte die kommende Stunde vor allem damit, den vielen kleinen
Gesprächen zu lauschen. Und empfand die Stimmung als überaus angenehm und gelöst: Da waren
keine bösen Worte zu hören und selbst wenn es um politische Themen ging, schwang kein Hass,
keine Aggression in dem mit, was da gesprochen wurde.

Das Abspulen der Tagesordnung hingegen gestaltete sich als überaus zäh, was allerdings vor allem an den – typisch deutschen (?) – Regularien lag, die es offenbar bei so einer Gründung zu beachten gilt.

Kindliches Staunen ist nicht rein zufällig auf der emotionalen Skala unweit der kindlichen Frustration
angesiedelt und so war es nicht weiter erstaunlich, dass ich in den folgenden Stunden viel Zeit
draußen auf der Panorama-Raucherterrasse verbrachte und den fantastischen, unverbauten Blick auf den Kessel von Würzburg genoss.

Stichwort Regularien – ein Detail ist mir in Erinnerung geblieben, das ich spontan als schlicht absurd
empfand. So wusste ich bis dato nicht, dass auch bei einer – bundespolitisch betrachtet – so
unbedeutenden Veranstaltung wie der Gründung eines Kreisverbands im Nachgang sämtliche
Stimmzettel zu sämtlichen Wahlgängen eingescannt werden müssen. Wer die dann kriegt, habe ich
erfolgreich verdrängt, irgendeine Landeswahlbehörde oder so? Absurdistan halt, ich vermute mal,
dass viel weitreichendere Entscheidungen mit infantilen Namen wie „Doppelwumms“ mit weniger
Bürokratie ins Werk zu setzen sind.

Wie auch immer – die langen Wartezeiten zwischen den Wahlgängen luden förmlich dazu ein, mit
den Sitznachbarn ins Gespräch zu kommen. Bald stellte sich heraus, dass ich unter den Menschen mit Gästeschild in den letzten beiden Reihen tatsächlich der einzige ohne Parteimitgliedschaft war. Im Gegenteil, es waren drei spätere Vorstandsmitglieder, mit denen ich da plaudern konnte und wieder hatte ich das Gefühl, dass ich mit spirituell zugänglichen, freundlichen Menschen in Kontakt trat.

Und bevor dieser Text nun endgültig zu lang wird, will ich mit einem Gesprächsfetzen aus der vorletzten Bank schließen: „Es ist vor allem wichtig, jetzt ins Tun zu kommen“, waren wir uns einig. Ich freue mich schon darauf, dieses Pflänzlein in der kommenden Zeit wachsen zu sehen! Und vielleicht ja auch weiter darüber zu berichten.