Rückblick 2022 – was für ein Jahr!

Ein Gastbeitrag von Frank Schneider (kein Parteimitglied) in der Kolumne „Ei des Columnus„. Die Meinung des Autors entspricht nicht zwingend der Parteimeinung.

Sicherlich für viele von uns, die ungeimpften Leser werden mir bestimmt zustimmen, hatte dieses Jahr ein ganz besonderes „Gschmäckle“. Zumindest, wenn ich von meiner eigenen Wahrnehmung ausgehe. Ich hatte echt nicht gedacht, dass ich mit 55 Jahren mal an einen Punkt komme, wo ich in die Kneipe gegenüber nicht mehr rein darf. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass sich „treue“, alte Freunde von mir abwenden, nur weil ich auf mein Grundrecht der körperlichen Unversehrtheit poche.


Vor einem Jahr, als dieser Wahnsinn begann, der nach wie vor als Riss durch Gesellschaft, Familien und Freundeskreise dringt, da war ich noch optimistisch. Ich beschwor die 3M, die die Wende bringen würden – sie lauteten: Mutation (Omikron löst Delta ab). Medikation (Es gab vielversprechende Studien über Medikamente, die auch die fiesen Varianten zu therapieren versprachen). Und drittens das Miteinander und damit meinte ich damals die Kundgebungen, mit denen die Menschen damals ihren Unmut über die totalitären Tendenzen auf der Straße zeigten.


Ein Jahr ist um und die Spaltung in den Köpfen, die ist immer noch da. Ich habe enge Freunde, die im Brustton der Überzeugung die Ausgrenzung der Andersdenkenden guthießen. Reisefreiheit? Freien Zugang zu Kneipen, Behörden, Familienfeiern? „Weg damit! Die sind selbst schuld, wenn sie nicht gehorchen.“ Und das eigentlich Schlimme ist ja, dass dieses Prinzip des Gehorsams niemals fiel. Es wurde lediglich abgelöst durch das – vielleicht noch morbidere – „der Russe ist schuld“! Diese Russen sind so irr, die sind so fies, die sprengen ihre eigenen Pipelines und tun überhaupt ständig unsagbare, unmenschliche Dinge.


Der Wahnsinn ist also noch da und wird, wenn ich das Kollektiv ansehe – auch so schnell nicht mehr weggehen. Die Frage, die einzige Frage, die hierzu relevant ist, ist meiner Meinung nach, wie jeder Einzelne damit umgeht. Hass und Spaltung sind infektiöse Keime im menschlichen Gedankengut und wer sich schützen will – sollte vergeben. Zumindest habe ich mich dazu entschlossen und bin auf jene Freunde, die mir wirklich wichtig sind, einen Schritt zugegangen und habe die Hand ausgestreckt. Und ja, da wird es religiös: altes Testament im Sinne von „Auge um Auge, Zahn um Zahn“? Oder neues Testament im Sinne der Bergpredigt und „wir vergeben unseren Schuldigern“?
Hätte nicht gedacht, dass es in den Zwanzigern des 21. Jahrhunderts so weit kommen könnte. Aber, zur Erinnerung, hier noch ein Zitat, das ich wunderschön finde.

As above so below. We are just here to enjoy the unique ride that it is to be a human being. Hope yours is a fun one, and remember, you are the one who decides if it is or not!