Kommentar von J. Roth
Der Appell an die herrschende Politikerkaste ist klar:
„Es ist Eure unbedingte Pflicht und Schuldigkeit alles erdenklich Mögliche zu versuchen und uns Bürgern in Deutschland und Europa zu beweisen, dass ihr für einen gerechten Frieden aufgestanden seid!“
Das bedeutet konkret, sog. einfache Wahrheiten zu hinterfragen und mutig an neuen Lösungen zu arbeiten. Reflexartige Rufe nach Waffen sind sicher nicht die Ultima Ratio und einseitige Parteinahme ebenso wenig, wo wir doch wissen sollten, dass wir alle am Ende einer Eskalationsspirale nur verlieren können.
Der Wille zum Frieden ist keine Schwäche, uns ist bewusst, dass man nur aus der Position der Stärke die Hand reichen kann, möchte man ernst genommen werden.
Deutschland hat die Chance als Unterhändler, als Mittler zwischen den Kriegsparteien aufzutreten. Es ist nicht unsere Sache Putin zu unterstützen, ebenso wenig wie es unsere Sache ist das Großmachtstreben der USA als williger Vasall zu befeuern.
Ich fordere unsere Politiker auf, sich von allen Aggressoren und Imperialisten zu distanzieren, gleichzeitig sich aber immer wieder als Mittler ins Gespräch zu bringen und die Hand zu reichen, wenn Frieden in greifbare Nähe rückt. Das Zuschlagen von Türen und die in Sippenhaftnahme eines ganzen Volkes (Russland) ist niemals dienlich, geht es doch um deutlich komplexere Sachverhalte, als wie es uns von Medien und Politik suggeriert wird.
Über den Frieden wird nicht allein auf dem Schlachtfeld Ukraine entschieden und auch nicht allein von den beiden faktischen Kriegsparteien, sondern in den Hinterzimmern der Mächtigen – wer das nicht begriffen hat ist blauäugig.
Richtig, mit Empathie allein kommen wir nicht weiter, Verständnis zu äußern bedeutet noch lange nicht einverstanden zu sein, dennoch ist klar, dass wir Teil eines Konfliktes wurden der nie in unserem Interesse war und auch nie von uns vorangetrieben wurde.
Unsere Einmischung darf keine militärische sein, dies kann nicht unsere Sache sein, sondern soll die Sache derer bleiben die den Krieg leichtfertig provoziert haben, um ein eigenständiges, russlandfreundliches Europa auf dem Rücken der Ukraine zu torpedieren und ihre Machtansprüche auszuweiten.
Moskau muss wissen, dass es mit dem schrecklichen Überfall auf die Ukraine viele kleine und große Brücken abgebrochen hat und die deutsche und andere europäischen Nationen ohne Rücksicht auf Verluste in einen großen Konflikt gestürzt hat. Dies wurde scheinbar billigend in Kauf genommen und hat gewachsenes Vertrauen zutiefst zerstört.
Ich fordere ein europäisches Sicherheitsbündnis außerhalb der Nato in einem neuen blockfreien Verbund, jenseits unserer bisherigen, überkommenen Sicherheitsarchitektur; Deutschland sollte nie wieder als Nation eigenständig in der Lage sein oder auch nur den Anschein dazu erwecken, Waffen in Kriegsgebiete zu liefern.
Wer Waffenlieferungen lautstark fordert, vergisst unsere historische Hypothek und verkennt die Gefahren für unsere Gesellschaft, während er das Leid der Ukrainer beklagt.
Europa muss lernen für sich selbst zu stehen und eine eigenständige Außen- und Sicherheitspolitik zu betreiben die unseren Interessen dient, ohne dabei als Bedrohung für andere wahrgenommen zu werden.
Wir wollen niemals Teil der Bedrohung sein.