von Ronny Grünewald
Am Mittwoch, dem 06. September 2023 fand im Gut Wöllried in Rottendorf das vom Stadtmarketing Würzburg e.V. organisierte politische Unternehmerfrühstück statt. Das Ziel war ein Austausch zwischen Unternehmern, dem Handel, sowie Abgeordneten und Kandidaten.
Laut Aussage des Moderators waren alle im Landtag vertretenen Parteien anwesend. Von der außerparlamentarischen Opposition sind lediglich wir – dieBasis – der Einladung gefolgt.
Als Neuling auf dem politischen Parkett war ich sehr gespannt über das Format, die Organisation, den Ablauf und natürlich auch die polischen Aussagen, sowie die Wünsche und Sorgen der Unternehmer in der Region.
Ziemlich überrascht war ich dann allerdings, als die Eingangsfrage zur Stärkung bayerischer Innenstädte schnell zu einem primär kommunalen Thema der Stadt Würzburg (Parkplätze, Lastenfahrräder, vertikale Begrünung etc.) ausgeartet ist. Dafür wären Stadtratssitzungen sicherlich die bessere Plattform gewesen und ich hätte mir von amtierenden Politikern und den Kandidaten etwas mehr Feingefühl für das Veranstaltungsthema gewünscht. In der Schule wäre es vermutlich – trotz gutem Inhalt – eine Themaverfehlung (Note 6) gewesen.
Auch beim zweiten großen Block, der Bekämpfung des Fachkräftemangels, gab es diskussionswürdige Aussagen.
Der Spitzenkandidat der Freien Wähler für Würzburg-Land forderte die Gleichstellung einer Weiterbildung zum „Meister“ mit dem akademischen Masterabschluss. Dem kann ich als gelernter Fachinformatiker mit einer nebenberuflichen Weiterbildung zum Techniker (ähnlich Meister) und somit als direkter Profiteur dieser Änderung nur vehement widersprechen. Die Weiterbildung zum Meister dauert bei Vollzeit 1 Jahr, eine vorherige Berufsausbildung ist nach ca. 5 Jahren Berufserfahrungen nicht nötig. Für den akademischen Masterabschluss hingegeben bedarf es der Hochschulreife (~3 Jahre), einem Bachelorstudium (~3 Jahre), sowie einem Masterstudium (~2 Jahre). Insgesamt also ca. 8 Jahre. Allein dies sollte schon aufzeigen, dass ein Meister nicht einem Master gleichzustellen ist. Deswegen habe ich diesem Vorschlag auch entsprechend widersprochen und eine Profilschärfung der entsprechenden Abschlüsse vorgeschlagen.
Kritik an der gesellschaftlichen Erziehung hin zu primär akademischen Abschlüssen gab es auch von der amtierenden 3. Bürgermeisterin von Würzburg Judith Roth-Jörg (CSU), ohne jedoch politische Gegenansätze aufzuzeigen. Die Kritik an sich teile ich, sehe allerdings den Ursprung dafür auch in der Landespolitik. Das Durchschnittseinkommen in Deutschland beträgt ca. 4.100 € brutto. Dies entspricht im Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst der Länder der Entgeltgruppe 11 nach 4 Jahren Zugehörigkeit. Ab Entgeltgruppe 9 ist allerdings bereits eine Hochschulausbildung (Bachelor) notwendig. Wenn es also in Bayern notwendig ist für den Durchschnittslohn ein Studium zu benötigen, ist der Trend zum Studium nicht verwunderlich.
Die Spitzenkandidatin der CSU übte sich an Kritik zum Bürgergeld anhand von objektiv nicht signifikanten Einzelbeispielen und die FDP hat mit AfD-Sprache die Einwanderungs- und Sozialpolitik kritisiert. Da wäre es interessant zu wissen, ob die FDP diese Aussagen so 1:1 auch gegenüber Medienvertretern getätigt hätte oder man lediglich auf Stimmenfang im eher konservativ einzuschätzenden Zielpublikum war.
Für mein persönliches Highlight sorgte dann jedoch gegen Ende eine Teilnehmerin, welche sich wünschte, dass sich Würzburg und ganz Bayern den Stadtstaat Berlin zum Vorbild nehmen sollten. Spätestens da hat sich in mir der Gedanke gefestigt, dass es definitiv eines politisches Kurswechsels bedarf. Somit drehte sich mein letzter Redebeitrag dann auch darum, dass sich Würzburg und Bayern auf keinen Fall Richtung Berlin entwickeln dürfen. Eine Stadt, ein Bundesland, welches Schwierigkeiten hat rechtmäßige Wahlen durchzuführen und trotz der geringen Größe am meisten Transferleistungen im Länderfinanzausgleich benötigt, darf meiner Ansicht nach kein Vorbild sein.
Abschließend möchte ich den Organisatoren für die gelungene Veranstaltung danken und kann politisch Interessierten, welche sich allerdings noch nicht trauen, nur ermutigen den Weg in die Politik zu wagen. Denn auch die vermeintlichen „Profis“ kochen nur mit Wasser!
Herzliche Grüße
Ronny Grünewald
Landtagskandidat Würzburg-Land